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Forschungsabteilung des Albertinen Hauses Hamburg

Gefördert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF Förderkennzeichen: LUCAS 01ET0708 + 01ET1002A + PROLONG HEALTH 01EL1407 + LUCAS AGIL 01EL2011 sowie durch die European Commission, HORIZON 2020, Projekt MINDMAP, research and innovation action 667661)

Teilprojekt 1 beschäftigte sich - neben der Koordination des gesamten LUCAS Forschungsverbundes - mit einer Senioren-Kohorte, die seit nun mehr als einer Dekade in vielfältigen Gesundheits-Dimensionen über wiederkehrende schriftliche Befragungswellen beschrieben ist. Zudem wurde in dieses Langzeitstudiendesign eine Intervention gesundheitsfördernder und präventiver Maßnahmen unter randomisiert-kontrollierten Bedingungen (RCT) in den Jahren 2001 – 2003 integriert. Mit der Langzeit-Evaluation dieser gesundheitsfördernden und primärpräventiven Angebote (vgl. Programm „Aktive Gesundheitsförderung im Alter“) beschäftigte sich das LUCAS Teilprojekt 1 in der Förderphase LUCAS / PROLONG HEALTH (BMBF 01EL1407) sowie LUCAS AGIL (BMBF 01EL2011).

Die Rekrutierung von 3.326 damals 60jährigen und älteren Personen (mit ausreichenden Deutschkenntnissen zur Teilnahme an schriftlichen Befragungen) für diese Langzeit-Kohortenstudie erfolgte 2000/2001 über Hamburger Hausarztpraxen. Ausschlusskriterien, die gleichzeitig relevante Endpunkte im Langzeitverlauf darstellen, waren: Pflegebedürftigkeit, Abhängigkeit aufgrund kognitiver Auffälligkeiten und terminale Erkrankung.

Zu allen Befragungswellen beantworteten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einen Selbstausfüller-Fragebogen. Dieser umfasst gesundheitsrelevante Bereiche einschließlich präklinischer Marker zur Erfassung von funktionellen Reserven, funktionellem Abbau („functional decline“), Gebrechlichkeit („frailty“) und funktionellen Verlusten („disability“). Die multidimensionalen Themen beinhalten neben soziodemographischen Informationen Angaben zu funktionellem Status, körperlicher Aktivität, Aktionsraum, Gesundheitsverhalten und -vorsorge, Arztkontakte, Krankenhausaufenthalte, Einstellungen zur Gesundheit sowie biographische Aspekte. Pflegebedürftigkeit und Tod von Teilnehmern werden zusätzlich erfasst und mit Registerdaten (MDK Nord, Einwohneramt) abgeglichen. Alle Daten werden pseudonymisiert eingegeben und routinemäßig auf Plausibilität überprüft. Ethikvoten der Ärztekammer Hamburg liegen vor.

Als primäre Endpunkte werden im Langzeitverlauf Morbidität, Datum Eintritt Pflegebedürftigkeit und Tod gemessen. Darüber hinaus wurde im Kontext der LUCAS Befragungswellen eine Einteilung entwickelt, die es aufgrund definierter Markerfragen erlaubt, alle Studienteilnehmer bei jeder Befragungswelle nach ihrem Funktionsstatus zu klassifizieren. Dabei werden gleichzeitig und mit gleichem Gewicht Risikofaktoren und Reserven bei älteren Menschen berücksichtigt.

Reserven und Risiken für Funktionsverlust im LUCAS Kontext

Reserven und Risiken für Funktionsverlust im LUCAS Kontext:
Um funktionale Verschlechterung bereits prä-klinisch zu erkennen, wurde der LUCAS Funktionsindex entwickelt und im Verlauf der repräsentativen LUCAS Kohorte eingesetzt, die seit dem Jahr 2000 die funktionale Entwicklung von initial mindestens 60-jährigen selbstständigen Menschen ohne Pflegegrad in Hamburg untersucht. Der LUCAS Funktionsindex erfasst nicht nur Frailty-Risiken (wie z.B. körperliche Inaktivität, Erschöpfung oder Schwäche), die Funktionsverlusten und Pflegebedürftigkeit vorausgehen, sondern auch funktionale Reserven (wie z.B. Frequenz und Aktionsradius körperlicher Aktivität oder ehrenamtliches Engagement). Ältere Menschen ohne Pflegebedürftigkeit beantworten 12 Markerfragen, die zu gleichen Anteilen Risiken und Reserven berücksichtigen (DappU, Minder CE, Anders J, Golgert S, von Renteln-Kruse W. Long-term prediction of changes in health status, frailty, nursing care and mortality in community-dwelling senior citizens - results from the Longitudinal Urban Cohort Ageing Study (LUCAS). :

(Zu den Ergebnissen der Studie BMC Geriatr 2014;14:141)

Langzeit-Analysen im 8-Jahres-Verlauf zeigten statistisch hochsignifikante Unterschiede zwischen diesen Gruppen. Die eingangs als ROBUST klassierten Personen zeigten die längste Überlebenszeit, Personen der Zielgruppe FRAIL die kürzeste. Analoge Ergebnisse fanden sich bezüglich der Manifestation von Pflegebedürftigkeit gemäß MDK-Einstufung im Langzeitverlauf, die die Dynamik von Gebrechlichkeit (Frailty-Syndrom), Funktionsverlust, Pflegebedürftigkeit und Überleben aufzeigen [Dapp et al. 2014]. Diese Langzeit-Analysen wiesen auch Zeitfenster von mehreren Jahren für pro-aktive und rehabilitative Maßnahmen aus, die uns bewogen, den LUCAS NAVIGATOR zum Einsatz in Hausarztpraxen zusammenzustellen.

Seit Rekrutierung (2000/2001) liegen Individuums-bezogene Daten vor, die in repetitiv durchgeführten LUCAS Befragungswellen zwischen Welle 1 (2001/2002) und Welle 2 (2007/2008) im 6-Jahres-Verlauf sowie seit Welle 3 (2009/2010) im Abstand von jeweils zwei Jahren kontinuierlich bis Welle 9 (2021/2022) erhoben wurden. Zwischen 2007 und 2014 wurde in weiteren Teilprojekten des LUCAS-Forschungsverbundes zielgruppenspezifisch mit Subgruppen dieser Langzeit-Kohorte gearbeitet, z.B. vertiefende Interviews, Assessments, Performance-Tests, Interventionen (vgl. LUCAS Teilprojekte 3, 4, 5). Erfasst wurden Gangstörungen und Sturzrisiko anhand eines speziell für selbstständig in der Kommune lebende Bürger entwickelten Instruments sowie Mobilitätsprobleme, gemessen am Verlust der Reichweite der genutzten Umwelt. Diese und weitere „Daten für Taten“ des LUCAS Verbundes fließen ein in den von der Freien und Hansestadt initiierten und koordinierten „Pakt für Prävention – gesund alt werden in Hamburg“ (vgl. LUCAS Teilprojekt 2).

Weitere Informationen zur Langzeit-Kohorte sowie aktuelle Publikationen finden Sie in den Downloads.

Zum „Pakt für Prävention – gesund alt werden in Hamburg“

Projekt-Team

Dr. Ulrike Dapp, Stefan Golgert, Dr. Lilli Neumann, Björn Klugmann, Susann Laub, Britta Fischer, Mica Böhle, Dominic Vinyard sowie Claudia Rohn, Claudia Leonhardt und Dr. Jennifer Anders (bis 2014).

Langjährige externe Projektpartner sind Professor Dr. Christoph Minder, Horten Zentrum Zürich; Professor Dr. Karl Wegscheider und Mitarbeiter des IMBE Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf; Franz Pröfener, Hamburgische Pflegegesellschaft; Behörde für Arbeit, Gesundheit, Soziales, Familie und Integration der Freien und Hansestadt Hamburg.

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